5 Mai 2021 — 19:00 Uhr
ABGESAGT: Isbells
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr
Eine Weile lang war Gaëtan Vandewoude Musik gleichgültig. Durch nicht enden wollende Zweifel erstarrt, brachte er nichts zu Papier. Doch mit der Entstehung von ›One Cause‹ war sein kreativer Antrieb wieder zum Leben erweckt. Das Ergebnis daraus trägt den Namen ›Sosei‹ und ist das fünfte Album für Isbells. Am 29. Oktober 2020 werden sie ihre neuen Stücke sowie altbekannte Klassiker der ersten vier Alben live im Häkken in Hamburg präsentieren.
Vandewoude hat ein paar harte Jahre hinter sich. Isbells letztes Album ›Billy‹ war die Verkörperung einer melancholischen Geschichte, in der sich ein Mitdreißiger durch die Tiefen seiner Seele grub, eine Suche nach seinem wahren Ich. ›Billy‹ war tough, und so suchte er in ›Exchanging Thoughts‹ weiter nach Antworten – eine wichtige Etappe, die ihm half, das Wesentliche wiederzuentdecken und inneren Frieden zu finden.
Die Arbeit an ›Sosei‹ hat Gaëtan Vandewoude neuen Mut gegeben: »Ich habe die Freude am Leben wiedergefunden.« Er ist nicht länger Sklave seiner Songs. »Wenn ich beginne über die Schwierigkeiten im Leben nachzudenken, tendiere ich dazu mich in meinen Gedanken zu verlieren. Normalerweise stecke ich dann fest, verliere mich und finde mich in einem schwarzen Loch wieder. Was das angeht hatten meine Songs Kontrolle über mich. Durch die Anwesenheit meiner Dämonen war es für die Musik unmöglich, nicht schwermütig zu klingen.« Auf ›Sosei wurde dieses Gleichgewicht wiederhergestellt. »Ich habe die Kontrolle über das Steuer zurückerlangt.«
Mit dem Einsatz von Synthesizern, Computerelementen und markanten, fast schon ursprünglichen Drumklängen, klingt Isbells wärmer und reicher als jemals zuvor. Gaëtan Vandewoude gab die Richtung des Albums vor, während die Bandmitglieder gemeinsam an der Umsetzung arbeiteten. Von ›Isbells‹ (2009) über ›Stoalin’‹ (2012) und ›Billy‹ (2015) bis hin zu ›Exchanging Thoughts‹ (2017) haben sie zusammen immer wieder neue Horizonte erklommen, doch die Stimmung, die diese belgische Band dabei erzeugt, hat stets einen Wiedererkennungswert. Das gleiche gilt für das Gefühl der Hoffnung, dass ihre Musik begleitet.
Die Fertigstellung von ›Sosei‹ mag angesichts der Tatsache, dass Gaëtan Vandewoude sein Interesse für Musik verloren hatte, immer noch überraschen. »Um mich herum sehe ich überall Menschen, die ständig mit Musik arbeiten. Ich hatte den Enthusiasmus verloren, neue Songs zu machen.« Doch Blut ist dicker als Wasser. In einem bestimmten Moment kam das Bedürfnis zu schreiben wieder und bevor er sich versehen konnte, war das fünfte Isbells Album bereits fertig.
›Sosei‹ ist kein Konzeptalbum wie ›Billy‹. Vielmehr ist es eine Sammlung von Geschichten. Geschichten über Trauer und Hoffnung, über seinen verstorbenen Vater, über Leben und Tod, über einen Brand, der ihn fast das Leben gekostet hat und über die wiederentdeckte Lebensfreude. »Ein Album ist normalerweise eine Ansammlung aller Dinge, die dir in den Jahren bis zur Entstehung durch den Kopf gegangen sind.« ›Sosei‹ ist eine Ode ans Philosophieren, benannt nach einem japanischen Dichter und buddhistischen Priester. »Ich bin durch Google über ihn gestolpert – ein dichtender Priester. Ich betrachte ihn als Philosophen, jemanden, der sich über das Leben Gedanken macht. Und das passt perfekt zu diesem Album.« Als Vandewoude später erfährt, dass ein Werk des abstrakten Malers und Graveurs Shōichi Hasegawa ›Sosei‹ heißt, schloss sich der Kreis. So ist es kein Zufall, dass das Kunstwerk des Japaners das Albumcover ziert.
Isbells hat ihre Lebensfreude wiederentdeckt. Das kann man hören. »Mir geht es bestens,« bestätigt Isbells geistiger Schöpfer zufrieden. »Ich möchte viele Shows spielen und wieder ins Ausland gehen, wenn das möglich ist.«